Uncle Ho - der ein oder andere mag sie noch von früher kennen, bevor sie sich vor sieben Jahren (2004) auflösten.Unterwegs mit den Smashing Pumpkins und H-Blockx, ein Auftritt bei Rock am Ring
und weitere große Erfolge- in 10 Jahren schaffte die Band den Durchbruch, von dem so viele träumen.
Bei einem exklusiven Interview, eine Woche vor ihrem
Comeback im Haus der Jugend in Wuppertal,
erzählt Schlagzeuger Björn Krüger, warum sich die Band damals auflöste
und was sie zu einem Comeback bewegt hat.
Warum habt ihr damals eigentlich aufgehört, Musik zu machen?
Das ist eine gute Frage. Nein es gab damals schon viele Gründe, es war eine gewisse Müdigkeit die sich eingestellt hat. Wir sind ja nicht im Streit auseinander gegangen aber das Ganze hat irgendwann einen Weg eingeschlagen, den wir so nicht mehr weiter gehen wollten.
Es war nie der große Plan dahinter, dass wir damit mal Geld verdienen wollen oder mal bei Rock am Ring spielen wollen, das ist alles passiert, was auch total super war, aber an einem gewissen Punkt hatte das dann so eine Art Maschinencharakter. Die Plattenfirma ruft an und sagt du musst nächste Woche zum Interview gehen, dann dahin und dann dorthin, dabei ist uns einfach der Spaß verloren gegangen. Spaß zusammen auf der Bühne hatten wir nach wie vor, aber das ganze drum herum hat uns schon arg den Stecker gezogen. Unser letztes Album hatte den programmatischen Titel „Everything must be destroyed“ irgendwann kam der Punkt an dem wir gesagt haben, das machen wir jetzt auch, wir machen die Band kaputt und gucken mal was dann passiert.
Was hat euch überhaupt zum Comeback bewegt?
Was uns dazu bewegt hat? Ich sag mal die Kurzversion ist eigentlich die, dass es einfach mal wieder Zeit war Musik zu machen. Das ist es einfach, was sich im Proberaum und bei den Partys auf denen wir jetzt schon gespielt haben auch so gut anfühlt. Es ist total straight nach vorne und meilenweit weg von dem, was wir bei den anderen Projekten so machen.
Also das ist quasi auch das, was ihr euch von dem Comeback erhofft?
Ich weiß gar nicht wie ich das jetzt so genau sagen soll. Das Comeback hat ja für uns ja irgendwie auch schon stattgefunden, wir haben ja schon hier in Wuppertal auf irgendwelchen Partys gespielt, aber natürlich hängen jetzt auch schon wieder so viele Erwartungen an dem Konzert im Haus der Jugend, wir freuen uns total drauf und es kommen ja jetzt schon ständig Leute auf der Straße die fragen „könnt ihr nicht den und den Song spielen?“, und das macht einfach total Spaß, dass die Leute sich nach so langer Zeit sich a) dran erinnern und b) auch wirklich Lust drauf haben zu kommen.
Habt ihr denn jetzt noch irgendwelche konkreten Ziele, wo ihr mit eurer Musik hin wollt?
Das nächste konkrete Ziel ist eigentlich, dass wir dieses Jahr noch ein ganzes Album aufnehmen.
So, - und dann weiß ich nicht weiter!
Einfach auch mal dieses „into the great wide open“-Gefühl zu haben, mal sehen was passiert, und keine Platten an Plattenfirmen verschicken und so was. Wir haben ja keine Eile und es muss jetzt nicht hop la hop gehen, uns rennt ja nicht die Zeit weg. Es soll sich entwickeln und es darf sich auch entwickeln.
Was sehr interessant ist, also ihr hättet damals gar nicht damit gerechnet, dass das Projekt mal so erfolgreich wird?
Diesen Wunsch, dass irgendwas Großartiges passiert, hat wahrscheinlich jede Band,
aber wir sind auch heute noch keine guten Geschäftsleute. Das heißt wenn wir so einen Masterplan, das machen wir dann und dann und dann und dann kommen wir an dieses und jenes Ziel, den hat es bei uns damals nicht gegeben und den gibt es auch heute nicht. Wenn wir damit kein Geld verdienen, dann Proben wir halt nur noch einmal in der Woche hier, ohne Zuschauer und dann fühlt sich das für uns aber trotzdem gut an. Ich verdiene zwar mit der Musik Geld, aber bei Uncle Ho ist das anders, da sind ja auch meine eigenen Songs mit drin und da ist es mir viel wichtiger, dass der Spaß dabei nicht verloren geht und dass es sich nicht nach einem Job anfühlt, dass würde jetzt zu diesem Zeitpunkt auch schon wieder zu viel kaputt machen.
Hat sich denn generell was verändert in der Band? Von den Bandmitgliedern, oder auch von der Atmosphäre her?
Nein, von der Atmosphäre her nicht. Julian ist war damals und mein bester Freund und ist es heute noch, neben der Musik. Der weiß alles über mich und ich weiß alles über ihn und insofern hat sich da mit Thorsten der Kreis geschlossen, da er früher auch schon zu unserm ganz engen Freundeskreis gehörte. Wir haben damals mit 16 angefangen Musik zu machen und das fühlt sich einfach nur gut an. Das ist eben nicht so zusammen gecastet, nach dem Motto - welcher Gitarrist spielt denn gut?-, sondern es ist ganz klar, natürlich macht das der Thorsten, weil es unser Thorsten ist. Es ist eigentlich so wie früher, nur wir sind älter, wir sind mittlerweile alle 3 Familienväter und trotzdem keine Feierabendband, sondern eben für uns so.
Und von der Musikrichtung her, habt ihr euch da verändert?
Wir haben ja damals schon eine starke Entwicklung gehabt bei den vier Platten, Mitte der 90er nannte man das Crossover, so haben wir angefangen. Wir haben die Tür schon sehr weit aufgemacht, was so unser musikalisches Spektrum angeht, und das ist auch nach wie vor noch sehr breit.
Die ganzen neuen Sachen die wir gemacht haben sind alle so 2:40min, sind unglaublich schnell, sind unglaublich hart und total energetisch. Alles ist total straight nach vorne und hat unglaubliche Energie und insofern denke ich auch, dass das Album in so eine Richtung gehen wird.
Im weitesten Sinne also eher Billy Talent und My Chemical Romance als Tom Petty.
Was wollt ihr mit eurer Musik ausdrücken? Ist da was Persönliches in den Songs oder eher alles aus der Laune heraus?
Persönliches? Wahrscheinlich schon, aber nicht bewusst. Ich denke wir wollen damit einfach nur ausdrücken, wie gut sich das anfühlt in dieser Band zu sein. Das wir drei uns gefunden haben und genau wissen, so ist das gut; das ist nur für uns. Und dass das Leute gut finden, das ist ganz toll, aber das wollen wir nicht mit den Songs erreichen, wir wollen nicht gefallen. Ein sehr angenehmer Nebeneffekt, dass die Leute zu Konzerten kommen und jetzt sieht‘s so aus, als wär das Haus der Jugend ausverkauft.
Du sagtest ja eben, dass ihr Familienväter seid. Ist das schwer, das alles so unter einen Hut zu bringen?
Ja, es ist schwer und es geht. Es gibt ja auch nochmal bei uns dreien ganz große Unterschiede, Julian arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni, der hat also seinen ganz normalen Job zusätzlich, zwei Kinder und die Band.
Ich habe viele Bands, meine Frau ist auch Musikerin und bei uns ergibt sich dann halt auch viel öfter das Problem, dass am Wochenende beide unterwegs sind. Das ist auch so begründet, dass wenn man so einen Job hat sich um solche Dinge auch immer wieder kümmern muss. Das ist natürlich anders als in einer Familie, wo ich sag mal ganz klassisch die Frau vielleicht den Halbtagsjob hat, der Mann hat seinen nine to five Job, und man geht am Wochenende gemeinsam irgendwo hin als Familie. Dafür haben wir dann eher die Woche über ein bisschen mehr Zeit für die Kids und das funktioniert gut. Aber natürlich ist es schwer, das alles immer wieder zu organisieren.